600
v. Chr.
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In dieser Zeit begann die abenteuerliche Geschichte der Besiedelung
Kochels (früher Quochcalun) auf der sog. Birg bei Altjoch, einem
Felskegel direkt am Ufer des Kochelsees. Der Name Kochel ist abgeleitet
aus dem lateinischen "Cocula", der Bezeichnung für Kopf, Kegel
oder Gipfel. Die Westflanke nach vorne wurde durch starke Wälle
gesichert, die anderen Seiten durch steile Felswände vor Angreifern
geschützt. Auf dem Gipfel saß ein Ringwall mit ca. 76 Metern Durchmesser,
die sog. Akropolis. Gegen 700 v. Chr. ließ die Besiedelungswelle
nach. Archäologische Grabungen von 1911 u. 1937 (übrigens ein
hervorragendes Weinjahr) deckten eine Reihe von Fundorten auf,
an denen einmal Siedlungen gestanden haben. Ausgrabungsgegenstände
wie Tonscherben, Holzkeile, Malsteine für Getreide oder die etwa
25 cm lange Bronzenadel (Privatbesitz) belegen diese geschichtliche
Rekonstruktion.
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Luftaufnahme
von Kochel am See
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733
- 740
n. Chr.
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In
sieben Jahren bauten die Gebrüder Landfried in Kochel am See ein
Benediktiner Nonnenkloster zusammen mit einem Gotteshaus zu Ehren
des Erzengels Michael (Namenspatron der heutigen kath. Kirche).
Bedeutung erlangte dieses Frauenkloster durch seinen Handschriftenreichtum.
Diesen verdankt es einer großzügigen Spende einer adeligen Dame
aus Franken namens Kisyla (Gisela). Eingesehen werden kann er
heute in der Staatsbibliothek in München unter der Nr. Clm 4542,
dem sogenannten Kisyla-Codex.
Das Kloster wurde 908 n. Chr. bei den Ungarneinfällen zerstört.
Der Standort des Klosters lässt sich nicht mehr ermitteln, es
wird jedoch vermutet, die neue Pfarrkirche stehe nun auf diesem
Platz.
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Die
evangelische Kirche in Kochel am See
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1048
n. Chr.
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Das Kloster Benediktbeuern erhielt die Grundherrschaft über Kochel
am See vom Grafen Adalbert von Sempt und Ebersberg zurück, die
es durch den Hunneneinfall verloren hatte.
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1480
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Ein wichtiges Datum für Angler: In diesem Jahr wurden erstmals
Renken (Felchen), die bis dahin nur im Kochelsee vorkamen, auch
im Walchensee eingesetzt.
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1492
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Ein weiterer Meilenstein für die Besiedelung Kochel am Sees war
der Bau der Kesselbergstrasse. Gebaut von dem erfolglosen Münchner
Erzsucher, Bürger und Patrizier Heinich Parth, stellt diese Staatsstrasse
eine Abkürzung für die Reise nach Tirol und Italien dar und hat
den damaligen Reisenden den Weg sehr erleichtert. In der nachfolgenden
Zeit gewann sie immer mehr an Bedeutung.
Noch heute erinnert auf der alten Kesselbergstrasse auf halbem
Wege über den Pass zum Walchensee eine Marmortafel mit nachfolgender
Innschrift an diese grosse Leistung:
Nachdem Maria Jesum gebar,
im Jahr des Herrn 1492 Jahr
Albrecht der Durchlauchtige, erkoren
Pfalzgraf bei Rhein, Herzog geboren
in Ober und Niederbayern Land,
durch den Kesselberg, also genannt
hat er den Weg und auch die Straßen
von seiner Kostung machen lassen.
Von München Heinrich Parth erdacht
den Sinn, dadurch er ward gemacht.
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Die
alte Kesselbergstraße
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1704
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Am 28. Januar 1704 ereignete sich das sogenannte "Kochelsee-Wunder".
Damals waren von Ohlstadt her 2.000 Krieger aus Tirol im Anmarsch,
um das Benediktbeuerer Kloster und die zugehörigen Ländereien
zu plündern. Die Loisachbrücke bei Brunnenbach wurde von den Mönchen
des Klosters rechtzeitig abgebaut. Die Tiroler versuchten, über
den gefrorenen Kochelsee vorzurücken. Im Kloster betete man zur
heiligen Anastasia, um Hilfe zu senden. Dann geschah das Wunder:
Am Nachmittag desselben Tages setzte ein außergewöhnlich starker
Föhn ein, der das Eis zum schmelzen brachte. Den Tirolern blieb
nichts anderes übrig, als sich geschlossen zurück zu ziehen. Im
Andenken an dieses Ereignis wurde die Kapelle in Altjoch 1715
der heiligen Anastasia geweiht.
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Das
Kloster Benediktbeuern
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1705
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Die Mordweihnacht von Sendling
Nach dem Tode des bayerischen Kurprinzen, der die gesamte spanische
Monarchie erben sollte, verbündete sich der Vater Kurfürst Max
Emanuel mit Frankreich gegen Österreich um seine Erbschaftsansprüche
durchzusetzen. Als Konsequenz entbrannte der sogenannte 14 Jahre
dauernde "Spanische Erbfolgekrieg", der Bayern viel Unheil brachte.
Kurz nach dem Ausbruch des Krieges mussten sich die Oberländer
infolge eines missglückten Vormarsches bayerischer und französischer
Truppen nach Innsbruck gegen wiederholte Überfälle aufgebrachter
Tiroler verteidigen. Österreich besetze im Mai 1705 nach der Niederlage
der bayerisch-französischen Armee die Hauptstadt München. Es folgten
Erhöhungen der Besteuerung und Abgaben für Truppenaushebungen,
durch die sich der Widerstand formierte. Dessen Ziel war vor allem
die Befreiung Münchens durch einen überraschenden Einfall. An
Weihnachten marschierten die rund tausend Bauern der Regionen
bewaffnet mit Morgensternen, Spießen und kleinen Kanonen an, ein
Verbündeter Bürger hielt sich jedoch nicht an die Vereinbarung,
und so blieben die Tore der Stadt geschlossen. Die kleine bayerische
"Volksarmee" wurde an die kaiserliche Administration verraten.
Am darauffolgenden Morgen folgte der Vernichtungsschlag. Ungarische
Kavallerie formierte sich vom Osten her und umzingelte die Angreifer
und trieb sie gegen das Dorf Sendling, das damals noch vor den
Stadttoren lag. Wiederholte Versuche, sich zu ergeben, wurden
ignoriert und so fanden tausend Bauern in einem einzigen Gemetzel
den Tod. Ein kleiner Rest konnte sich (wie passend) in den Friedhof
retten, wo auch der hühnenhafte Schmied von Koche, Balthasar Mayer,
gefallen sein soll. Er gilt als Anführer der Aufständischen und
als letzter Gefallener. Das Wahrzeichen Kochel am Sees gilt als
Vorbild oberländischer Treue und Vaterlandsliebe und ist ebenso
wie Wilhelm Tell für die Schweizer zum Helden von Bayern aufgestiegen.
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Szene
aus der Sendliner Bauernschlacht
Fresko
in der Kirche zu Sendling
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1861
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In diesem Jahr wurde das ‚Bad Kochel' etabliert. Ein Jahr zuvor
hatte man eine hochwertige Natronheilquelle (‚Marienquelle') erschlossen.
Im Gästebuch des Bades waren viele prominente Gäste verzeichnet,
wie etwa König Ludwig II., Fürst Bismarck und russische Großfürsten.
Um 1920 versiegte die Heilquelle. In der Folgezeit richtete der
Orden der St.-Anna-Schwestern in den Gebäuden des Bades ein Heim
für schwererziehbare Mädchen ein.
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1877
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Gründung
der Brauerei "Kochel-Bräu".
Ist jedoch leider wieder verschwunden.
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1898
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Die Bahnstrecke nach Kochel wurde eröffnet. Die nunmehr bestehende
Verbindung nach München bescherte dem Land an Kochelsee und Walchensee
einen schnell wachsenden Tourismus.
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27.
Mai 1900
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In
der Mitte des Dorfes wurde zu Ehren des Helden Balthasar Mayer
in der Bauernschlacht von 1705 ein Kriegerdenkmal errichtet.
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1924
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Im Jahr 1924 wurde nach sechsjähriger Bauzeit
das Walchenseekraftwerk in Altjoch in Betrieb genommen. Das Kraftwerk
nützt den Höhenunterschied zwischen Walchensee und Kochelsee,
der rund 200 Meter beträgt. Das Walchenseekraftwerk zählt auch
heute noch zu den größten Hochdruck-Speicherkraftwerken Deutschlands.
Die Turbinen liefern insbesondere den wertvollen Spitzenstrom
zur Abdeckung der starken Nachfrage, aber auch Brauchstrom.
Um das Wasservolumen zu erhöhen, wird die Isar bei Krün zum Teil
in den Walchensee abgeleitet. Seit 1947 wird auch der Rissbach
in den See geleitet.
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Leitungen
des Walchensee-Kraftwerks
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1972 |
Im Juli dieses Jahres wurde das Bade- und Freizeitzentrum "Trimini"
am Kochelsee eröffnet.
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Nach langer Bauzeit und einigen vertraglichen Problemen konnte das trimini, jetzt in der Hand von der Kristall Bäder AG unter neuem Namen "Kristall trimini" wieder eröffnen.
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Autor:
C. Suttner
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